Band „Unit 5“ feiert zehnjähriges Bestehen - Fans stürmen den Dreikönigs-Jazzkeller

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Fetzige Rhythmen und brillante Technik

von Monika Fischer

Bad Saulgau

Die fünf Musiker von Unit 5 und ihre Sängerin Ute Scherf-Clavel waren am Wochenende voll in Jubiläumsstimmung. Hatten sie sich doch vor genau zehn Jahren zur Band zusammengeschlossen und stehen noch immer mit dem größten Spaß am gemeinsamen Jazzen und Jammen auf der Bühne. Dies musste gefeiert werden - natürlich in Bad Saulgaus bekannter Jazz-Location, dem Dreikönigskeller.

Nachdem der angekündigte Schneefall tatsächlich einsetzte, verdüsterten sich die Mienen der Jubilare zusehends. Würden die Jazzfans trotz Glättegefahr den Weg zum Dreikönig riskieren? Aber sicher. Bereits lange vor Konzertbeginn hatte sich der Keller gefüllt, und noch immer mussten neue Sitzgelegenheiten herbeigeschafft werden.

Wie der bestens aufgelegte Moderator des Abends, Bassist Thomas Kapitel, berichtete, hatte Corona auch der Band zugesetzt. Keine kreativen Hocks, keine Übungsabende, keine Konzerte. Lediglich Peter Löw, Spezialist an Hammondorgel und Piano, schien von der freien Zeit zu profitieren und arrangierte eine Reihe von Songs für die „Mini Big Band“ (Originalton Thomas Kapitel), die postwendend ins Konzertprogramm übernommen wurden. Tatsächlich waren vier der fünf Instrumentalisten einmal Mitglieder in der großen, von Hans Georg Rimmele gegründeten Big Band Saulgau. Um sich als Solisten zu profilieren, übten sie gemeinsam im Dreikönigs-Jazzkeller und formierten sich schließlich, verstärkt durch den Ulmer Schlagzeuger Bernd Maile, zur Formation Unit 5.

In diesem Quintett vertreten Günther Holderried, Trompete, und der Saxofonist Armin Sproll das Blechbläsersegment. Holderried begeisterte mit perfektem Ansatz, entlockte seinem Instrument glasklare Tonfolgen bis in top Höhen oder ließ es per Dämpfer brummen und knurren. Armin Sproll warf seine Virtuosität als Saxofonist in die Waagschale, sorgte mit groovigen Tönen für Gänsehautfeeling, veränderte souverän Tempo und Tonvolumen. Auch die Mitglieder der Rhythmusgruppe, Peter Löw, Piano und Hammondorgel, Thomas Kapitel, Bass, und Bernd Maile, Drums, glänzten durch ausgefeilte Technik und rhythmisches Gespür. Gleich den Bläsern frönten sie ihrer Lust an treibenden fetzigen Rhythmen, was bereits das Auftaktstück „The Chicken“ mit seiner ausgeprägten Funk-Note bewies.

Das farbenreiche, mit 20 Titeln großzügig besetzte Programm enthielt eine Reihe weiterer Stilformen. Wie gut die Musiker neben ihrem expressiven Spiel auch soft- rockige Töne beherrschen, zeigte sich unter anderem bei Phil Collins' Hit „Against all odds“. Mit ihrer bluesigen Interpretation von Jimmy Hendrix' „Little Wing“ gelang der Rhythmusfraktion geradezu ein Sahnestückchen. Piazollas „Libertango“ oder der „Summer Samba“ entführten die Zuhörer in südamerikanische Rhythmikgefilde. Bei allen Songs und Instrumentals bewiesen die Musiker, wie gut sie als Band harmonieren, wie bravourös sie ihre Soli gestalten. Und wie locker sie sich auf der Bühne bewegen. Letzteres trifft auch für die ausdrucksstarke Sängerin mit der variablen Stimme zu, Ute Scherf Clavel. Sie gilt als Spezialistin für Stücke von Horace Silver, ist aber mit gleichem Einsatz und verblüffender Technik auch bei anderen Titeln präsent. So beherrscht sie nicht nur den Scat, einen mit Silben spielenden Gesang, sondern vermag ebenso Instrumente nachzuahmen. Hervorragend, wie sie mit Günther Holderrieds Trompete in einen Dialog trat oder, als Steigerung, das Blasinstrument über etliche Takte komplett ersetzte.

Frenetischer Beifall gratulierte den Bandmitgliedern von Unit 5 zu ihrem Jubiläumskonzert und forderte ihnen damit auch eine Zugabe ab.